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Wie geht Verkehrswende?

Aufgeblättert: »Verkehrswende – ein Manifest« von Carl Waßmuth und Winfried Wolf

Von Christian Hofmann

Der Kampf gegen die Klimakrise erfordert zweifelsohne sofortiges und entschlossenes Handeln. Wie aber kann man als Kapitalismuskritiker*in diesen Kampf unterstützen, wenn man weiß, dass »der Zwang zu Wachstum und Profitmaximierung in der Autobranche den Klimawandel dermaßen beschleunigt, dass es einen Point of no Return gibt«? Mit der »Verkehrswende« haben Waßmuth und Wolf ein Manifest vorgelegt, das mit Blick auf die Mobilität diesen Widerspruch von Zeitdruck und notwendiger struktureller Veränderung angeht.

In 20 faktenreichen und konkreten Punkten skizzieren sie eine Wende »weg vom Auto und hin zu einer Mobilität, bei der der Mensch, Fußwege, das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel im Zentrum stehen«. Dabei machen sie weder um die soziale noch um die Eigentumsfrage den sonst für die Ökologiebewegung so typischen großen Bogen. Sie bleiben nicht dabei stehen, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung von Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV darzulegen, sondern zeigen auf, wo diese mit der »Vorherrschaft von Wirtschaftsinteressen« kollidieren. Auch hier wird mit der notwendigen Abhilfe nicht hinter dem Berg gehalten: »Notwendig ist auch eine Konversion der Produktion, was eine Enteignung der Autokonzerne und deren Unterstellung unter öffentliche Kontrolle erfordert«. Kurzum: Ein Buch für alle, die sich ganz konkret für Städte mit mehr »Freizeit- und Erholungswert« engagieren wollen und in diesen Kämpfen die Möglichkeit suchen, den Blick fürs große Ganze frei zu machen.

Carl Waßmuth, Winfried Wolf: Verkehrswende – ein Manifest. PapyRossa, Köln 2020. 199 Seiten, 14,90 EUR.