Klimaangst

Immer wieder regt sich Hoffnung, ein beschleunigter Klimawandel werde dessen Leugnung die Lebensgrundlage entziehen. Das Buch »Burn Baby Burn« des Radiojournalisten und Autors Steen Thorsson bescheinigt dem Phänomen jedoch eine rosige Zukunft. Auf der Grundlage psychoanalytischer Theorie argumentiert der Autor dafür, Leugnung nicht als Ausdruck mangelnden Wissens, sondern als misslungene Bearbeitung von Ängsten zu verstehen. Da sie für die Subjekte als beruhigende »Schiefheilung« (Freud) wirke, nehme diese Reaktionsweise mit der Eskalation des Klimawandels eher noch zu. Dies gelte umso mehr, als die kapitalistische Gesellschaft keine vernünftige Antwort auf die von ihr hervorgebrachte planetarische Katastrophe finden werde, wie Thorsson mit kursorischem Rückgriff auf die ältere Kritische Theorie und neuere ökomarxistische Literatur ausführt. Verdienstvoll ist, dass Thorsson sein Thema nicht auf die explizite Leugnung der anthropogenen Ursachen, der wissenschaftlichen Tatsachen oder der verheerenden Folgen des Klimawandels beschränkt. Denn im Geoengineering bilde sich ein gefährlicher Technikoptimismus heraus, dessen Allmachtsphantasien ebenfalls auf illusionäre Beruhigung hinausliefen. Kritisch zu monieren ist dagegen Thorssons methodischer Zugriff primär über theoretische Texte: Die innere Logik der untersuchten Phänomene bleibt aufgrund der schmalen Basis an empirischem Material schwer fasslich.

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