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Heidegger und das F-Wort

Aufgeblättert: »Die Faschisierung des Subjekts« von Emanuel Kapfinger

Von Peter Nowak

Martin Heideggers Philosophie ist faschistisch. Zu diesem Befund kommt Emanuel Kapfinger in seinem Buch »Die Faschisierung des Subjekts«. Er begründet seinen Befund mit einer akribischen Analyse von Heideggers zentralem Werk »Sein und Zeit«.

Doch Kapfinger beschäftigt sich auch mit der Frage, wieso die Subjekte bereit sind, sich nicht nur dem Faschismus zu unterwerfen, sondern sich auch an seinen Verbrechen beteiligen. Dabei bezieht er sich auf Schriften des Psychoanalytikers Wilhelm Reich, der bereits Anfang der 1930er Jahre den Ökonomismus in der kommunistischen und sozialistischen Bewegung kritisierte. Kapfinger ist sich mit diesem einig, dass damit die Faschisierung des Subjekts nicht erklärt werden kann. Gründlich und differenziert setzt sich Kapfinger auch mit den Theorien von Fromm, Adorno und Horkheimer auseinander. Werkimmanent begründet er bei seiner Analyse von Adornos »Studien zum autoritären Charakter«, warum den Theorien der Frankfurter Schule der gesellschaftskritische Stachel gezogen werden konnte.

Alles »Regressive, jede Diskriminierung ist so lediglich dem autoritären Charakter zugehörig. Die demokratische Gesellschaft aber ist frei von Rassismus und Populismus«, so Kapfingers Kritik. Dagegen plädiert Kapfinger für eine Theorie, die im kapitalistischen Normalzustand die Keime zur Barbarei erkennt und nicht in der Alternative Faschismus versus bürgerliche Demokratie verharrt.

Emanuel Kapfinger: Die Faschisierung des Subjekts. Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes. Mandelbaum Verlag, Wien/Berlin 2021. 232 Seiten, 24 EUR.