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Gegen Deutschland

Aufgeblättert: »Zwischen den Dörfern auf hundert« von Lars Werner

Von Leon Maack

Benny, der jugendliche Ich-Erzähler in Lars Werners Debütroman »Zwischen den Dörfern auf hundert«, ist mit seinen Eltern von der Dresdner Platte in die sächsische Peripherie gezogen, in eine Villa mit Rhododendronbüschen und verschnörkeltem Eisentor vor dem Haus. Er hat schon diverse Subkulturen durch, als er Mitte der Nul­lerjahre im örtlichen Antifa-Schuppen Rosaluchs den Punk für sich entdeckt. Von exzessivem Alkoholkonsum bis zum Einklauen bei Lidl wird auf den folgenden 200 Seiten dann auch das ein oder andere Punk-Klischee bedient. Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist aber der nationalistische Taumel, der die Bundesrepublik zur Fußball-WM der Männer 2006 erfasst. Schwarzrotgoldene Flaggen sind plötzlich nicht mehr nur bei Staatsbanketten und in der Kleingartensiedlung zu finden, sondern wehen an jeder Straßenecke und ver­sinn­bild­li­chen die neue unverkrampfte Zurschaustellung von Heimatliebe. Die »Nebenwirkungen« dieser nationalen Berauschung müssen Benny und seine Freund*innen ausbaden, als ihre Party von Neonazis überfallen wird. Diese WM, stellt einer der Angegriffen lakonisch fest, »spült die ganze braune Scheiße hoch.« Episodenhaft schildert Werner die Coming-of-Age-Story und politische Sozialisierung seines Protagonisten in den Hitzesommern der Jahre 2005 und 2006. Sein Roman erzählt, ohne ins Soziologische abzudriften, von den Folgen des fahnenschwenkenden »Party-Patriotismus« und der Solidarität, mit der Benny und seine Freund*innen dagegenhalten.

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