Chemische Elemente

Stickstoff, Phosphor und Kalium sind für das Leben auf der Erde unverzichtbar. Über Jahrmillionen zirkulierten diese Elemente in einem effizienten Recyclingsystem. Heute, im Anthropozän, sind die globalen Stoffkreisläufe massiv gestört; bei Phosphor und Stickstoff sind die »planetaren Grenzen« weit überschritten. In ihrem Buch »Die Salze der Erde« verfolgt die Sachbuchautorin Kerstin Hoppenhaus den Weg der Elemente im Erdsystem. Das ist, solange es naturwissenschaftliche Zusammenhänge betrifft, durchaus lehrreich. Sobald es jedoch um die gesellschaftlichen Strukturen geht, die für Raubbau und Verschwendung verantwortlich sind, weist das Buch eklatante Leerstellen auf. Beispiel Stickstoff: Der wachsende Einsatz synthetischer Stickstoffdünger ab den 1940er (USA) bzw. 1950er Jahren (Europa) war ein entscheidendes Element der kapitalistischen Integration der Landwirtschaft (präziser: ihrer reellen Subsumtion). Bei Hoppenhaus ergeben sich die »große Beschleunigung« und ihre Folgen quasi naturwüchsig durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Im herrschenden Rahmen bleiben daher auch die vorgeschlagenen Lösungen: Neben wissenschaftlich-technischen Innovationen wird für ein »planetares Denken« geworben, in dem die Natur als Rechtssubjekt anerkannt wird. Kein Wunder, ernten Bücher wie dieses Lob und Auszeichnungen in der bürgerlichen Öffentlichkeit (Sachbuch des Jahres 2024).

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