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Black-Panther-Soli

Aufgeblättert: »Black and White, unite and fight« von Pablo Schmelzer

Von Malte Meyer

Einst haben selbst so zivile Marxisten wie Eric Hobsbawm oder Philip Foner aus ihrer Sympathie für den Mut und die Selbstachtung der Black Panther Party (BPP) keinen Hehl gemacht und zeigten sich sogar noch vom »einfältigen Leninismus« der Partei gerührt. Bei manch jüngeren Forscher*innen hingegen scheint die Faszination zwar geblieben, die Solidarität aber nahezu verflogen zu sein.

Pablo Schmelzer etwa fragt in seinem Buch nach den Motiven, die der Zusammenarbeit von westdeutschen Studierenden und afroamerikanischen Soldaten in den Bewegungen um 1968 zugrunde lagen, und hat dafür an US-Militärstützpunkten erschienene Zirkulare wie Voice of the Lumpen (Frankfurt) oder a´bout face (Heidelberg) ausgewertet. Schmelzer deutet die »Afroamerikanophilie« deutscher 68er als internationalistisch verbrämten Exotismus und reiht Kooperationsbereitschaft der BPP-Leute bloß in die »Internationalisierungsstrategie« der Partei ein.

Eine solche Studie hat, auch wenn sie sich zwischen antirassistischen Neigungen und akademischer Terrorismusforschung nicht entscheiden kann, definitiv ein interessantes Thema am Wickel. Allerdings fehlt ihr trotz hochtrabendem Jargon der globale Charakter der GI-Revolte gegen den Vietnamkrieg ebenso wie der globale Charakter von 1968 insgesamt. Vielleicht wären bei der Erforschung ihrer Motive ein paar Interviews mit noch lebenden Zeitzeug*innen der BPP-Solidarität ein gutes Korrektiv gewesen.

Pablo Schmelzer: »Black and White, unite and fight«. Die deutsche 68er-Bewegung und die Black Panther Party. Hamburger Edition, Hamburg 2021. 240 Seiten, 30 EUR.