analyse & kritik

Zeitung für linke Debatte & Praxis

|ak 714 | Lesen |Rezensionen: aufgeblättert

Kriegskritik

Aufgeblättert: »Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde« von Ole Nymoen

Von Pajam Masoumi

Mit dem nur 144 Seiten langen Band »Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde« scheint Ole Nymoen das Buch der Stunde gelungen zu sein. In nur drei Kapiteln legt der Autor dar, weshalb er weder für Deutschland noch für irgendein anderes Land im Schützengraben sterben möchte. Dies ist nicht nur verständlich, sondern im Angesicht der neuesten Militarisierungseuphorie bitter nötig. Vollkommen richtig zeigt Nymoen auf, dass sich Staats- und Bevölkerungsinteressen oft genug entgegenstehen, und widerspricht den gängigen Aufrüstungs- und Kriegslogikmythen. Wo man jedoch stutzig werden sollte, ist bei Nymoens Herleitung von Kriegsgründen: Diese seien, entgegen den klassischen linken Erklärungen, häufiger von staatlichen Macht- und Besitzansprüchen gekennzeichnet als von ökonomischen Interessen.

Hier tauchen die Lücken in Nymoens Argumentation auf: Zwar kritisiert er vehement nationalistische Vorstellungen, bleibt aber die Erklärung schuldig, weshalb sich der bürgerliche Nationalstaat erst im kapitalistischen Zeitalter herausbilden konnte und wie dies nun mit der nationalstaatlichen Konkurrenz zusammenhängt. Gleichzeitig scheint für Nymoen der Besitzanspruch auf Landstriche entweder ausschließlich der Befriedigung chauvinistischer Bedürfnisse oder einem Selbstzweck zu dienen. Letztlich sind es dann doch nur die »falschen Vorstellungen« der Herrschenden, die Kriege hervorbringen. Seinem Anspruch, eine Kriegsgegnerschaft aufzuzeigen, jenseits moralischer Erklärungen, bleibt er somit schuldig.

Ole Nymoen: Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde. Gegen die Kriegstüchtigkeit. Rowohlt Verlag, Hamburg 2025. 144 Seiten, 16 EUR.