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Autonome Zone

Aufgeblättert: »Durchlöchert den Status quo!« von Michael Hirsch und Kilian Jörg

Von Gabriel Kuhn

Es ist unglücklich, wenn notorischer Pessimismus auf »strategischen Optimismus« prallt. Eigentlich spricht alles dafür, das Manifest »Durchlöchert den Status quo!« zu mögen, doch es gelingt nicht ganz. Der Text soll zu einem »linken Patchwork-Utopismus« beitragen, einer »Bolo’boloisierung der Politik«, einem »politisch-philosophischen Austausch über ideologische Gräben innerhalb der Linken hinweg«. Als Beispiel dient die ZAD (zone à défendre), jene besetzten Gebiete im Kampf gegen den Klimawandel. Außerhalb Frankreichs, laut Hirsch und Jörg, weitgehend unbekannt, finde sich das Akronym dort im Wörterbuch Larousse wieder sowie in »Comics, Graphic Novels, Rap-Songs, Filmen, Büchern«.

An Begeisterung mangelt es den Autorinnen nicht: »Zadisieren wir die Welt!« Doch die ZAD bleibt primär Projektionsfläche und über das tägliche Leben in ihr und die damit verbundenen Herausforderungen erfahren wir wenig. Hirsch und Jörg räumen ein, dass »viele Zadistinnen unser hier entwickeltes Programm als hoffnungslos naiv und utopisch bezeichnen würden«. Doch an der »präfigurativen« Bedeutung der ZAD, in der eine bessere Zukunft »im Hier und Jetzt« entworfen wird, zweifeln sie nicht. Das »Durchlöchern des Status quo« wird zur Aufgabe einer »Mosaiklinken«, die sich zwischen »widersprüchlichen Polen« bewegt, im konkreten Fall einem »anarchistisch-radikaldemokratischen« (Jörg) und einem »radikal-reformistischen« (Hirsch). Wie das jenseits schöner Worte aussehen soll, bleibt leider unklar.

Michael Hirsch und Kilian Jörg: Durchlöchert den Status quo! Autonome Zonen, radikale Demokratie und Ökologie. Edition Nautilus, Hamburg 2025. 152 Seiten, 16 EUR.