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Trans- und Queerfeindlichkeit wurzelt in historisch gewachsenen Herrschaftsverhältnissen – diese zu überwinden ist zentral für queere Befreiung

Von Donald Trumps Kampf gegen trans Leben, britischer Segregation öffentlicher WCs, über das verkappte Selbstbestimmungsgesetz, bis zur propagandistischen Legitimation des russischen Angriffskrieges gegen Ukrainer*innen als »kollektive Transgender« aus der Feder Alexander Dugins – Trans- und Queerfeindlichkeit ist ein politischer Trend, der bei Herrschenden weltweit großen Anklang findet. Das gibt ausreichend Gelegenheit für erschütterte Betroffenheitsbekundungen darüber, dass das »immer noch« passiere und eine Bedrohung humanitärer Errungenschaften der bürgerlichen Demokratien bedeute. Dieses Verständnis des linearen, besonders durch Rechtssprechung errungenen Fortschritts bis zur diskriminierungsfreien Gesellschaft ohne Transfeindlichkeit ist so beliebt bei liberalen Queer-Advokat*innen und Regenbogennationalist*innen, wie es geschichtsvergessen ist. Wer aktuelle queer- und transfeindliche Politiken nicht nur als persönliche Vorurteile oder ideologische Anwandlung missliebiger Staatschefs und Parteien begreifen will, muss nach der konkreten Funktion von Queer- und Transfeindlichkeit im Kontext bestehender materieller Bedingungen fragen und verstehen, welche historisch gewachsenen Herrschaftsverhältnisse in ihnen Ausdruck finden.
Ursprüngliche Akkumulation
Gegenwärtige Queer- und Transfeindlichkeit sind kein Relikt grauer Vorzeit, sondern lassen sich historisch konkret in ihrer Entwicklung verorten. Im dritten und vierten Jahrhundert hielt im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches auch eine striktere Sexual- und Geschlechtermoral in Europa Einzug, inklusive gesamtgesellschaftlicher, systematisierter Kriminalisierung von Lebens- und Beziehungsweisen jenseits der so verfestigten Norm. Diese Entwicklung fand parallel mit einer grundlegenden Veränderung der Produktionsweise des Imperiums statt. Die römische, vorrangig agrarische Ökonomie fußte längste Zeit auf in Eroberungskriegen gewonnener, versklavter Arbeitskraft. Territoriale Stagnation oder gar Schrumpfung ließ den Zustrom von Sklav*innen ins Reich versiegen. Die Reproduktion der Arbeitskraft bedurfte einer Neuordnung, die den bisherigen von Sklav*innen bearbeiteten Großgrundbesitz ablöste und den Weg in die feudale Leibeigenschaft im Großteil Europas ebnete. Die christlich-patriarchale Enge der so entstehenden bäuerlichen Dorfgemeinschaften diente der Etablierung bäuerlicher Familieneinheiten unter männlichen Oberhäuptern als kleinste wirtschaftliche Einheit und ließ wenig Raum für sexuell und geschlechtlich deviante Lebensmodelle.
Wenig verwunderlich sind die nennenswerten Refugien prächristianisierter sexuell und geschlechtlich devianter Gemeinschaften urbane Phänomene – prominentes Beispiel sind die neapolitanischen, transfemininen Femminielli, deren Tradition auf den aus Anatolien stammenden antiken Kult der Göttin Kybele zurückgeht. In die Städte verwiesen finden Personen abseits der heterosexuellen Geschlechterordnung ihren Platz auf einem schmalen Grat zwischen Kriminalisierung, Duldung und Exotisierung im prekären mittelalterlichen Unterhaltungsgewerbe, als Spielleute, in der Sexarbeit und im Theater.
Als im ausgehenden Mittelalter die Städte als produktive Zentren des entstehenden Handels- und Manufakturkapitals größere Bedeutung gewannen, wuchsen auch diese Gemeinschaften. Gleichzeitig ging die kapitalistische Transformation einher mit tiefen sozialen Umwälzungen. Die sukzessive Vergesellschaftung der Produktion (während die dazugehörigen Mittel in privater Hand bleiben oder dahin überführt werden), fand gemeinsam mit einer stärkeren Privatisierung der Reproduktion statt. Die mittelalterliche, dörfliche Sorge- und Reproduktionssphäre war bereits bedingt vergeschlechtlicht im christlich-patriarchalen Rahmen, gleichzeitig aber auch saisonal organisiert – lagen Felder im Winter brach, besorgten alle Familienmitglieder die häuslichen Arbeiten. Mit der zunehmenden Verstädterung der europäischen Gesellschaften vertiefte sich die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung.
Die Trennung der öffentlichen (maskulinisierten, produktiven) Sphäre und der häuslichen (feminisierten, reproduktiven) Sphäre bedurfte des gewaltsamen Zwangs, der sich insbesondere gegen jene richtete, die sich der Trennung nicht fügen mochten.
Dieser im analytischen Jargon abstrakt anmutende Akkumulations- und Transformationsprozess hieß in der Realität Landraub, Hand in Hand mit der Brechung und Vertreibung vieler ländlicher Gemeinschaften, unter anderem mittels systematischer misogyner Exzesse in Form der Hexenverfolgungen. Die Trennung der öffentlichen (maskulinisierten, produktiven) Sphäre und der häuslichen (feminisierten, reproduktiven) Sphäre bedurfte des gewaltsamen Zwangs, der sich insbesondere gegen jene richtete, die sich der Trennung nicht fügen mochten – rebellische Frauen gleichsam wie jene, die das rigide Bild davon, wie Frau und Mann zu sein haben, mit ihren Lebens- und Begehrensweisen sprengten.
Trans Panic als kolonialer Exportschlager
Es ist unter anderem diese Form der teils pogromartigen, vergeschlechtlichten Gewalt, die für die kolonialen Unternehmungen der europäischen »Entdecker« zum willkommenen Instrument für Unterwerfung und Herrschaft wurde. Zunächst waren es christliche Missionare, später auch koloniale Wissenschaftler, die Eroberung, Ausbeutung und genozidale Verbrechen legitimierten, indem sie den zu kolonisierenden Gesellschaften moralische, zivilisatorische und sogar biologische Rückständigkeit attestierten, wenn ihre Gemeinschaftsstrukturen beispielsweise nicht dem hetero-patriarchalen Ideal der Europäer*innen entsprachen. Rassifizierte Körperideale wurden Hand in Hand mit vergeschlechtlichten Zuschreibungen der Andersartigkeit und Uneindeutigkeit als Marker angenommener Sündhaftigkeit, Sodomie und später evolutionärer »Primitivität« oder »Entartung« entwickelt.
Der brasilianische Anthropologe und queere Bürger*innenrechtler Luiz Mott beschreibt die entstehenden Kolonien in der »Neuen Welt« als Testlabore für die Entwicklung systematischen Machismos und Queerfeindlichkeit als Waffe gegen indigene Gemeinschaften, und Mittel der Stabilisierung der zahlenmäßig kleinen weißen Eliten als herrschende Klasse. Neben versklavten Schwarzen Menschen und kolonialem Raubgut ist die so erprobte rassifiziert-vergeschlechtliche Gewaltherrschaft Exportschlager des sich zum Weltsystem aufschwingenden, europäisch dominierten Kapitalismus.
Ein besonders gut untersuchtes Beispiel für Genderzid als Herrschaftstechnik in der imperialistischen Hochphase der kolonialen Akkumulation ist die Etablierung der britischen Administration auf dem indischen Subkontinent. Die gezielte Kriminalisierung und Verfolgung der Khwaja Sara/Hijra-Gemeinschaften spielte eine zentrale Rolle für die Brechung der vorkolonialen Gesellschaftsstrukturen und zur Disziplinierung und Kontrolle der Beherrschten. Mit dem Criminal Tribes Act wurden Khwaja Saras als dem Empire feindliche Volksgruppe markiert. Durchgesetzt wurde diese Gesetzgebung von Kolonial-Polizisten im Dienst der weißen Administration mittels öffentlicher Demütigung, sexualisierter und anderer Gewalt, bis hin zu Mord. Ergebnis war nicht nur die Entrechtung von Gemeinschaften, die nicht der Geschlechter- und Sexualmoral der Briten entsprachen und die Festigung heteropatriarchaler sozialer Strukturen nach europäischen Vorbild, sondern auch britische Bereicherung durch die Enteignung und Vertreibung dieser Gemeinschaften. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Imagination, dass von Khwaja Saras eine Bedrohung ausgehe. Die Verfolgung der Khwaja Saras, die laut Argumentation des Criminal Tribes Act als eine Kinder entführende, geheime Parallelgesellschaft mit eigener, mächtiger Aristokratie eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden darstellten, sei eine legitime Maßnahme zum Schutz von Recht und Ordnung.
Hier sieht die Historikerin und Autorin Jules Gill-Peterson eine der kolonialen Präzedenzen der als Trans Panic bezeichneten Täter*innen-Opfer-Umkehr, mit der transmisogyne Gewalt als Selbstverteidigung legitimiert wird: »Transmisogynie entstand zunächst als eine Form kolonialer Staatskunst, die, beginnend mit Polizeibeamten, vorlebte, wie man trans-feminisierte Menschen durch Panikmache sexualisiert, entmenschlicht und angreift.«(1) Der Erhalt kolonial gewachsener Gesellschaften bedurfte einerseits des rassistisch markierten Monstrums, andererseits der im Kontrast dazu formulierten weißen Geschlechternorm. Die ideale bürgerliche Frau ist enthaltsam, rein und vor allem verwundbar und muss vor dem rassifizierten, devianten, sexuell perversen Anderen beschützt werden. Die ersten Karens waren die Ehefrauen von Kolonial-Offizieren, und ihre Opfer wurden mittels weiß-weiblicher Tränen und rassistischer Trans Panic dämonisiert.
Politik der Heterosexualität
Seit den frühen Geburtswehen der bürgerlichen Gesellschaftsformation tritt der Widerspruch zutage, der heute queere und trans Leben bestimmt. Einerseits erlaubt die Anonymität der Stadt und die Fragmentation jenseits der dörflich-patriarchalen Enge queere Vergemeinschaftung, gleichzeitig sind diese ein Dorn im Auge der auf vergeschlechtlichter Arbeitsteilung basierenden bürgerlichen Re-/Produktionsweise. Die heterosexuelle Kernfamilie ist die ideale, kleinste wirtschaftliche Einheit der kapitalistischen Ökonomie, mit der die Ausbeutung feminisierter Sorgearbeit organisiert wird. Gleichzeitig sucht diese Ökonomie beständig nach der Einverleibung immer neuen Menschenmaterials für ihre Arbeitsmärkte und bedroht damit die Grundlage eben dieser heterosexuellen Kernfamilie – das Ideal der zuhause bleibenden Frau war von Beginn an ein bürgerliches, während die proletarische Realität für Frauen meistens sowohl die unentlohnt ausgebeutete, feminisierte Reproduktionsarbeit, als auch die Lohnarbeit bedeutet.
Dieses Spannungsverhältnis versucht die bürgerliche Ideologie durch den Antagonismus zu nicht-heterosexuellen Lebensweisen auszulagern. Von der Hetero-Norm abweichende Lebensweisen werden aus der familiären, häuslichen Sphäre verbannt. LGBTQIA+ müssen ihre Lebens- und Beziehungsweisen außerhalb der Familie verwirklichen und werden gleichzeitig dafür stigmatisiert, ihr Geschlecht und ihre Sexualität – in der bürgerlichen Moral als Privatsache deklariert – in der Öffentlichkeit zu verhandeln.
Es ist dieser Catch 22, der die Khwaja Saras in der britischen Kolonie in den 1870ern aus ihrer tradierten sozialen Rolle riss und sie dann dafür stigmatisierte, dass sie ihr Überleben mit Sexarbeit, Tagelöhnerei, Betteln und anderen als schmutzig und nicht-produktiv verpöhnten Arbeiten bestritten. Und es ist derselbe Catch 22, der sich im deutschen Personenstandsgesetz (PStG) und dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), sowie im Strafgesetzbuch (StGB) wiederfindet als Produkte der Gründung des Kaiserreiches als zentralisierter bürgerlicher National- und Klassenstaat. Das kaiserliche PStG und BGB, als direkte Vorgänger der jeweiligen bundesdeutschen Gesetzestexte, befassten sich unter anderem mit der Verwaltung von Familien- und Geschlechterfragen und formulierten zu Kaisers Zeiten, womit sich queere Interessenvertretungen bis heute herumschlagen. Währenddessen besorgte das StGB die kriminalisierende Keule, mit der deviante Gruppen in die für sie vorgesehene Rolle als sittliche Bürger*innen geprügelt werden sollten. Beispielhaft hierfür steht §175 (Kriminalisierung von »Homosexualität«) mit dem im Kaiserreich und verstärkt im NS, sowie noch bis 1994 in der BRD schwule und bisexuelle Männer und transfeminine Personen verfolgt wurden.
Das bürgerliche, binäre, heterosexuelle Geschlechterverhältnis wird auf verschiedene Weisen versucht aufrecht zu erhalten. Einerseits indem fortschrittliche Impulse der Überwindung der hegemonialen Familien- und Geschlechterverhältnisse erstickt und LGBTQIA+ auf möglichst wenig störende Weise gesellschaftlich integriert werden – bürgerliche Ehe für alle, Pathologisierung und »Korrektur« von Intergeschlechtlichkeit und Assimilation durch cisnormative medizinische Transition bei gleichzeitiger Kommodifizierung der Versorgung zum Profit der privaten Eigner der Transitionsmittel. Andererseits durch Akzeptanz mit der Bedingung der Exotisierung und Tokenisierung, die die Andersheit von Queerness aufrechterhält – Drag Queens im unterhaltenden Show-Format, bunte nichtbinäre Vielfaltsmaskottchen und der Besuch von trans Sexarbeiterinnen am Wochenende sind schon in Ordnung, aber wehe der eigene Sohn will eine Tochter sein und selbst transitionieren. Wo Assimilation oder Tokenisierung nicht reichen, um die Bedrohung des hetero-binären Geschlechterverhältnisses zu entschärfen, müssen Verdrängung, Verfolgung und Vernichtung herhalten – nicht die neoliberale Austerität, sinkende Lohnniveaus und der Lohnarbeitszwang sind verantwortlich für die Prekarität des Familienlebens, sondern queere, rassifizierte Andere, deren Kriminalisierung zum Wohl des sozialen Friedens geboten ist.
Queerfeindliche moralische Panik ist ein erfolgreiches Rezept, um Arbeiter*innen voneinander zu entfremden und von einer Organisierung entlang ihrer Klasseninteressen abzuhalten.
Boxsack autoritärer Kräfte
So wie auch während historischer Umbrüche der ökonomischen Basis, so liegt auch in Zeiten sich aktuell zuspitzender Krisen, bröckelnder imperialer Hegemonien und einer Abkehr der bisherigen neoliberalen Globalisierung die Wahl einmal mehr bei Verfolgung bis hin zu Vernichtung, wenn es um die Organisierung des queeren Widerspruchs geht. Queerfeindlichkeit ist ein praktikables Werkzeug zum autoritären Gesellschaftsumbau. Sie ist eine mögliche Lösung für das Problem vaterlands- und geschlechtsloser Gesell*innen wenn meist vergeschlechtlichte Wehrpflichten die Militarisierung ermöglichen. Queerfeindliche moralische Panik ist ein erfolgreiches Rezept, um Arbeiter*innen voneinander zu entfremden und von einer Organisierung entlang ihrer Klasseninteressen abzuhalten. Transmisogynie ist ein bedrohliches Damoklesschwert über dem Hals aller Frauen – ob trans oder cis – um zu zeigen, was passiert, wenn frau sich nicht ihrem patriarchal zugeordneten Platz fügt. Anti-trans Gesetze, die körperliche Selbstbestimmung einschränken und damit letztendlich zum Erhalt der reproduktiven Verhältnisse beitragen, finden sogar Unterstützung bei transfeindlich abgebogenen Feministinnen.
Diese aktuellen multiplen Zuspitzungen queerfeindlicher Verhältnisse verleiten manche Genoss*innen zu dem Schluss, der Kapitalismus habe keinen Platz für LGBTQIA+ und versuche sich deshalb ihrer zu entledigen, wie der Kommunistische Aufbau es in einem Analysepapier Anfang des Jahres formulierte.(2) Dabei ist genau dieser brutale Platz, den die bürgerliche Gesellschaft LGBTQIA+ zuweist, für den Machterhalt der Bourgeoise funktional. Die hegemoniale Ideologie der Zweigeschlechtlichkeit bedarf der Andersmachung durch Rassifizierung und Queerfeindlichkeit, um ihre Subjekte als heterosexuelle Männer und Frauen zu schaffen. Der unstillbare Hunger der Arbeitsmärkte nimmt prekarisierte, als entbehrlich markierte Queers dankend an für die Beschäftigung als »ungelernte« Arbeitskräfte, mit denen das Lohnniveau gedrückt werden kann.
Faschist*innen, Bonapartist*innen und autoritär-etatistische Liberale bedienen sich gern der Dämonisierung einer gesellschaftlichen Randgruppe, die medial sichtbar und gleichzeitig politisch wehrlos genug ist, um als Legitimation für das Anziehen der gesetzlichen und polizeilichen Daumenschrauben herzuhalten. Und selbst die Trumpsche Faschisierung macht vor, wie noch aus transmisogyner Verfolgung Kapital für den gefängnisindustriellen Komplex geschlagen werden kann, wenn in den USA entsprechend ihres »Geburtsgeschlechts« inhaftierte trans Frauen zur sexuellen Zwangsarbeit eingesetzt werden – eine V-Coding genannte Praxis, durchaus vergleichbar mit dem Prämiensystem der Sexzwangsarbeit in nationalsozialistischen Lagerbordellen.(3)
Die richtigen Fragen stellen
Die Frage nach der Grundlage von Trans- und Queerfeindlichkeit verweist uns an die Wurzel des bürgerlich-kapitalistischen Re-/Produktionsverhältnisses. Der Kampf gegen die Unterdrückung ist folglich keiner, der durch Sensibilisierung und Haltungsfragen oder Einbindung in die institutionelle Architektur der deliberativen Interessengruppen-Politik entschieden werden kann. Entgegen der liberal-identitätspolitischen Behauptung sind Vorurteile und deren Abbau, sind anerkennungspolitische Unternehmungen wie Selbstbestimmungsgesetze und Grundgesetzerweiterungen nicht das Kampffeld, auf dem das Ende der Unterdückung von LGBTQIA+ errungen wird. Mehr noch, in einer Unterbindung klassenkämpferischer LGBTQIA+-Organisierung zugunsten einer respektablen Lobbyierbarkeit im Rahmen dieser Form des politischen Kampfes steht die institutionalisierte Anerkennungspolitik queerer Emanzipation oft sogar im Wege. Und entgegen reduktiver, auf cis Frauen zugeschnittener feministischer Positionen, lässt sich das Ringen gegen die materiellen Grundlagen patriarchaler Verhältnisse nicht unabhängig denken vom Ringen um queere, insbesondere trans Befreiung.
Abseits bürgerlicher Repräsentationslogiken führt eine historisch-materialistische Auseinandersetzung mit Queer- und Transfeindlichkeit und ihrer möglichen Bekämpfung zu Fragen nach der Anerkennung und Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit, konsequenter Gegner*innenschaft zu bürgerlich-nationalistischem Militarismus, dekolonialer Aufarbeitung und der Organisierung zur Aneignung der Produktions- (und Transitions-)mittel.
Anmerkungen
1) Jules Gill-Peterson: A Short History of Trans Misogny. Verso, London 2014, S. 12. Übers. v. Mine Pleasure Bouvar.
2) komaufbau.org/geschlecht-eine-marxistisch-leninistische-betrachtung/
3) pushblack.us/news/how-v-coding-demonstrates-violence-rape-and-prison-culture