analyse & kritik

Zeitung für linke Debatte & Praxis

|Thema in ak 677: Wir haben Geburtstag!

Es war einmal ein Zentralorgan

Höhen und Tiefen einer erstaunlich langlebigen Zeitung

Von Jens Renner

Schwarzweißaufnahme eines lachenden Mannes, der die Zeitung Arbeiterkampf in der Hand hält
Von Mitgliedern des Kommunistischen Bundes wurde nicht nur erwartet, dass sie Artikel schrieben, sondern auch, dass sie die Zeitung verkauften. Fotograf*in unbekannt, Screenshot aus der Leftvision-Dokumentation »40 Jahre ak« von 2011.

Am 18. November 1971 wandte sich die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ), die Zeitung des Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrums (SALZ), mit einer wichtigen Mitteilung an die Öffentlichkeit: »Ab Dezember erscheint die KAZ unter neuem Namen: ARBEITERKAMPF. Die Zeitung wird dann vom KOMMUNISTISCHEN BUND (KB) herausgegeben, zu dem sich das SALZ-Hamburg und der KAB-Hamburg sowie weitere kommunistische Organisationen zusammengeschlossen haben.«

Es begann mit Nr.13, und das war Zufall: Nicht nur von der KAZ, auch von der Arbeiterzeitung des Kommunistischen Arbeiterbundes, der KAB-AZ, waren bislang zwölf Ausgaben erschienen. Die Zielgruppe blieb die gleiche: »die Arbeiter«, die – wie auch »die Kollegen« oder »die Genossen« – fast ausschließlich in der männlichen Form vorkamen. Dagegen war die balkendicke Titel-Schlagzeile von AK 13 neutral formuliert: »40.000 in Stuttgart«. Dass es sich nicht um Fußballfans handelte, sondern um streikende Metaller*innen, die auf den Straßen der baden-württembergischen Landeshauptstadt demonstrierten, wusste damals jede*r politisch Interessierte. Die AK-Redaktion freute sich nicht nur über die große Zahl der Demonstrant*innen, sondern geißelte auch den Klassenkampf von oben, die halbherzige Taktik der Gewerkschaftsführung und die Versuche der regierenden SPD, »im Auftrag der Kapitalisten« mittels Lohnleitlinien die Arbeiterklasse zu demoralisieren. Dagegen gelte es, »eine eigenständige Klassenpolitik des Proletariats« zu entwickeln.

Neben dem Leitartikel hatte die Redaktion in einer rot unterlegten Spalte die Nachricht von der Gründung des KB platziert. Dieser sei »die Organisationsform in der jetzigen Etappe der Parteischaffung, wo vom Zirkelwesen schrittweise zum Aufbau der Kommunistischen Partei übergegangen wird«.

1971ff. Zentralorgan

»Wichtigstes Strukturelement des KB war sein Zentralorgan, der Arbeiterkampf (AK), der auf einen Begriff Lenins rekurrierend – ›als kollektiver Propagandist und Organisator‹ verstanden wurde. Dem AK sollten damit zweierlei Funktionen zukommen. Zum einen fungierte das Blatt als politisches Sprachrohr des KB nach außen. Zielgruppe waren hier, zumindest dem Anspruch nach, die ›bewussteren Teile der Arbeiterklasse‹ (und damit auch die unterschiedlichen Fraktionen der ML-Bewegung und der übrigen Linken, die sich als deren Vertretung gerierten.) … Tatsächlich kam dem AK in ganz anderer Hinsicht Bedeutung zu: In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre war er einer der wesentlichen Organe linker ›Gegenöffentlichkeit‹ und fand auch in Kreisen, die dem KB als politischer Organisation eher ablehnend gegenüberstanden, gewissen Absatz.«

Michael Steffen: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971-1991. Assoziation A, Berlin 2002.

Das politisch-strategische Handwerkszeug fand sich bei Lenin. Insbesondere orientierte man sich an dessen Zeitungskonzept. Niedergelegt war es in Lenins Aufsatz »Womit beginnen?« von 1901 und in der umfangreichen Kampfschrift »Was tun?«, die ein Jahr später erschien. Seinen Plan für eine revolutionäre gesamtrussische Zeitung brachte Lenin auf die von sämtlichen »K-Gruppen« der 1970er Jahre gern zitierte Formel: »Die Zeitung ist nicht nur ein kollektiver Propagandist und kollektiver Agitator, sondern auch ein kollektiver Organisator.« Um das zu werden, wurde »der AK« – so die auch im Umfeld des KB bald gebräuchliche Abkürzung – nicht nur immer dicker. Er wagte sich auch an neue Themen heran. Die Berichterstattung über betriebliche Kämpfe und Tarifkonflikte nahm zwar weiterhin breiten Raum ein, sie wurde aber ergänzt um Artikel zu internationalen oder geschichtlichen Themen. Der Kampf gegen alte und neue Nazis war schon von Anfang an ein wichtiger Bestandteil sowohl der Praxis als auch der Publizistik.

Offene Debatten, breite Bündnisse

Sehr früh schon profilierte sich der AK auch als Debattenorgan. So wurden 1972 gleich zwei wichtige politische Fragen in der Zeitung kontrovers diskutiert: der israelisch-palästinensische Konflikt (anlässlich des palästinensischen Kommando-Unternehmens während der Olympischen Spiele in München) und die Haltung des KB zur bevorstehenden Bundestagswahl. Die Wahldebatte wurde nicht nur wegen ihres Ergebnisses (kritische Wahlempfehlung für die SPD), sondern auch wegen ihrer Offenheit von der K-Gruppen-Konkurrenz als zutiefst opportunistisch kritisiert: Nach ihrer Meinung hätte die KB-Leitung zunächst einen Resolutionsentwurf vorlegen müssen, der dann in der Organisation zu diskutieren und abzustimmen gewesen wäre.

Die Organisationszeitung war das wichtigste Werbemittel der Zeitungsorganisation und damit ein wesentlicher Faktor für die Gewinnung neuer Mitglieder.

Noch schriller wurden die Opportunismusvorwürfe, als der KB sich ab Mitte der 1970er Jahre den später so genannten »neuen sozialen Bewegungen« zuwandte. Veranschaulichen lässt sich das an der zahlenmäßig größten und politisch bedeutendsten Bewegung dieser Jahre, der Anti-AKW-Bewegung. Die aktive Mitarbeit von KB-Genoss*innen in Bürgerinitiativen (»BIs«) spiegelte sich im Arbeiterkampf in unzähligen »Nachrichten vom Widerstand«, so der Name einer ständigen Rubrik. Die personell mit der KB-Leitung weitgehend identische AK-Redaktion lieferte die strategischen Entwürfe zu den »nächsten Aufgaben der Bewegung«.

Das galt auch für die Anfänge der alternativen Wahlbewegung, in die der KB mit dem Hamburger Initiativenbündnis Bunte Liste und in diversen lokalen Listen massiv intervenierte. Auch hier lieferte der AK (Gegen-)Information plus Strategie. Selbstlose Dienstleistung war das nicht: Die Organisationszeitung war das wichtigste Werbemittel der »Zeitungsorganisation« und damit ein wesentlicher Faktor für die Gewinnung neuer Mitglieder, vorzugsweise aus den sozialen Bewegungen. Während der 1978 einsetzenden »Krisendebatte« wurde dann allerdings diese Praxis der Anwerbung von AK-lesenden Bewegungsaktivist*innen als »sozialdemokratische Aufnahmepolitik« kritisiert. Alte Kader warnten vor ideologischen »Fehlströmungen« innerhalb der Organisation, insbesondere den »Grauzonen des Feminismus«. Bei dem Streit handele es sich um »eine Debatte, die die gesamte Linke angeht«, befand die AK-Redaktion – und veröffentlichte über Monate hinweg kontroverse Diskussionsbeiträge.

Schwarzweißaufnahme eines Mannes, der am Schreibtisch sitzt, einen Bleistift in der Hand hält und sich über einige Zettel beugt
Vermutlich eine der seltenen Aufnahmen aus der ak-Produktion der 1970er oder frühen 1980er. Zu sehen ist jedenfalls ein KB-Mitglied. Fotograf*in unbekannt, Screenshot aus der Leftvision-Dokumentation »40 Jahre ak«.

Ihr vorläufiges Ende fand die Krise des KB Ende 1979 mit dessen Spaltung. Unter denen, die den KB verließen und die Gruppe Z gründeten, waren etliche Genoss*innen aus der Gründergeneration. Ihre neue Doppelstrategie hieß Rückkehr zum leninistischen Selbstverständnis der Anfangsjahre, kombiniert mit Entrismus in die neu gegründete Grüne Partei, um diese mittels eigener Führungspositionen dauerhaft auf Linkskurs zu bringen. Für den KB bedeutete die Spaltung nicht nur den Verlust vieler engagierter Mitglieder, sie war auch deshalb eine Zäsur, weil die Gründung der Grünen das politische Koordinatensystem veränderte: Auch viele Linksradikale strömten nun in die Partei, die von sich behauptete, »nicht links, nicht rechts, sondern vorn« zu sein.

Gegen Distanzierungshysterie

So endete denn das erste Jahrzehnt nicht nur des KB, sondern auch des AK, der an Auflage und Einfluss verlor, mit einer Niederlage. Diese allerdings resultierte nicht zuletzt aus der Stärke des politischen Gegners. Das zeigte sich besonders im Jahr 1977, das mit der Chiffre »Deutscher Herbst« nur unzureichend umschrieben ist. Denn 1977 begann mit erfolgreichen Massenaktionen an den AKW-Baustellen Brokdorf und Grohnde, ehe der Staat zurückschlug. Der Distanzierungsdruck nach dem Buback-Attentat; der Polizei-Aufmarsch gegen die Anti-AKW-Bewegung anlässlich der Demonstration in Kalkar; der nicht erklärte Ausnahmezustand während der Schleyer-Entführung – all das führte dazu, dass die westdeutsche Linke buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stand. Wer sich nicht umgehend von der RAF distanzierte, galt als deren »Sympathisant«, wenn nicht als »geistiger Mittäter«.

Der AK reagierte mit politischen Appellen gegen die Distanzierungshysterie, mit Polemik gegen die »staatstreue Linke« – und, vor allem nach der Todesnacht von Stammheim, mit Gegenöffentlichkeit. Dabei war der legendäre AK-Titel mit den Porträts der RAF-Genoss*innen Baader, Ensslin, Möller und Raspe und der Schlagzeile »Wir glauben nicht an Selbstmord« weit mehr als eine Trotzreaktion. Die demonstrative Weigerung, die Staatsversion gläubig zu übernehmen, wurde in der Zeitung mit einer Fülle von gegenteiligen Indizien begründet. Im Klima der Einschüchterung und der freiwilligen Selbstentmündigung der bürgerlichen Presse war das nicht wenig. Mit mehr als 25.000 verkauften Exemplaren erreichte der »Stammheim-AK« (Nr. 116 vom 31.10.1977) einen Rekordwert.

Der AK übernahm mehr und mehr eine Scharnierfunktion, indem er unterschiedliche linke Milieus in Kontakte brachte.

Im zweiten AK-Jahrzehnt, nach der KB-Spaltung und mit der Dominanz der Grünen, ging die Auflage deutlich zurück. Zugleich eröffneten sich mit der Hausbesetzerbewegung, dann der Friedensbewegung, neue Aktionsfelder, die wiederum in der Berichterstattung und Kommentierung breiten Raum einnahmen. Häufiger schrieben jetzt auch Autor*innen, die nicht KB-Mitglieder waren. Der AK übernahm mehr und mehr eine Scharnierfunktion, indem er unterschiedliche linke Milieus in Kontakt brachte – grob gesagt ein Spektrum zwischen Autonomen und linken Sozialdemokrat*innen. Wie weit die in der Zeitung dokumentierten Meinungen auseinandergingen, zeigte sich ab Mitte der 1980er Jahre in der Diskussion um den Reformkurs des KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschow. Manch ein Beitrag enthielt mehr Wunschdenken als kritische Analyse.

Überwintern

Schon vor dem Umbruch der Jahre 1989 bis 1991 war die Hoffnung auf einen demokratisierten und zukunftsfähigen »Realsozialismus« verflogen. Der Streit über die politische Orientierung nach der deutschen Vereinigung war im KB so heftig, dass sich die Organisation im Frühjahr 1991 auflöste. Die Zeitung aber blieb erhalten. Herausgegeben wurde sie ab Sommer 1991 von einem zweigeteilten Gebilde aus Mitgliedern der (ehemaligen) KB-Mehrheit und -Minderheit, die gemeinsam den »Dach-AK« herausgaben – im Grunde zwei Zeitungen in einer. Das schien der Mehrheit der Redaktion ein Jahr später politisch nicht mehr tragfähig. Nicht die konstruktive Debatte, die Abgrenzung habe im Vordergrund gestanden, schrieb sie in einem Offenen Brief an die Genoss*innen der ehemaligen KB-Minderheit, die sich inzwischen Gruppe K nannte und in der Folge die antideutsche Kampfschrift Bahamas herausgab.

Ab Sommer 1992 präsentierte die ehemalige KB-Mehrheit die Zeitung als »neue Folge« von ak (klein geschrieben), was seitdem analyse & kritik bedeutet, Untertitel: Zeitung für linke Debatte und Praxis. Es folgte die vielzitierte Phase des Überwinterns, in der redaktionsintern immer mal wieder die Sinnfrage gestellt wurde, die eigentlich fällige Denkpause aber ausblieb – weil ein Neustart danach unmöglich erschien.

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Leftvision-Dokumentation zum 40. ak-Geburtstag im November 2011.

So betonten die Autor*innen der Jubiläumsaugabe zum 25. ak-Geburtstag vor allem die Kontinuität in Grundpositionen. Mit den Gipfelprotesten von Seattle (1999) und Genua (2001) schien das »Überwintern« vorbei – die globalisierungskritische Bewegung wurde zur neuen Akteurin, ihr Slogan hieß: »Eine andere Welt ist möglich«. Auch eine andere Zeitung? Schon im Februar 2001 hatte die ak-Redaktion einen handverlesenen Kreis von Autor*innen und Unterstützer*innen zu einer Zukunftskonferenz geladen. Die dort diskutierten Neuerungen blieben aber überschaubar, mal abgesehen von dem ak-Magazin Fantômas, das zwischen 2002 und 2008 insgesamt 13 Mal produziert wurde.

Schon vor Erscheinen des ersten Hefts erschütterten die Terroranschläge des 11. September die Welt – und auch die deutsche Linke. Hier war eine kollektive Reaktion – in Form einer der höchst seltenen »Redaktionserklärungen« – unumgänglich. Auf die Verurteilung der Anschläge ohne Wenn und Aber folgte eine ziemlich realistische Einschätzung der bevorstehenden Entwicklung: »Der verordneten selektiven Trauer und der demonstrativen ›Solidarität mit Amerika‹ verweigern wir uns – auch weil das Entsetzen über die Anschläge für reaktionäre politische Projekte und militärische Abenteuer instrumentalisiert wird.« In der Folge marschierten nicht nur die seit 1998 mitregierenden Grünen in den von George W. Bush ausgerufenen »War on Terror«, auch Teile der deutschen radikalen Linken entdeckten ihr Herz für die »westliche Zivilisation« und die »Islamkritik«. Dass die Befürwortung imperialistischer Kriege in ak keinen Platz habe – auch nicht im Rahmen scheinbar ausgewogener Pro&contra-Kommentare –, war in der Redaktion Konsens, Polemik gegen den »linken Bellizismus« wurde zu einem ihrer Markenzeichen.

Gebrauchswert statt Schreibtischblick

Nicht ganz so einig war man sich immer mal wieder, wie denn die »kritisch-solidarische Begleitung progressiver Bewegungen« konkret auszusehen habe. Solidarische Bezugnahme müsse so viel Distanz beinhalten, dass man auch ganze Bewegungen kritisieren könne; bei aller Pluralität habe ak auch eine eigene Position – so das Plädoyer in einem »Selbstinterview« der ak-Redaktion anlässlich von ak 500 Ende 2005. Das war – in der Allgemeinheit – ebenso unstrittig wie die Reflexion der veränderten Rolle einer linken Monatszeitung: »Gegenöffentlichkeit verstanden als Veröffentlichung unterdrückter Nachrichten macht heute keinen Sinn mehr.« Es gab ja das Internet, eine Fülle nicht nur von Informationen, sondern auch von Meinungsäußerungen, linke bis linksradikale inclusive.

Damit war auch ein Thema vorgegeben für die Selbstverständnisdiskussionen der folgenden Jahre, an denen nicht nur die Redaktion, sondern das gesamte ak-Projekt teilnahm, also auch die für Technik, Grafik, Vertrieb oder Finanzen Verantwortlichen. Die Sinnfrage beantworteten alle Beteiligten positiv: Ja, wir machen weiter eine gedruckte linke Monatszeitung. Wie die konkret aussehen sollte, wurde dann mehr als zwei Jahre lang unter professioneller Anleitung diskutiert.

Von Zeit zu Zeit erfuhren auch die Leser*innen, dass »ihre« Zeitung sich verändern würde, um zukunftsfähig zu sein. Über Andeutungen hinaus ging der Artikel »Wir müssen reden« in ak 562 von Juni 2011: »Die Zeitung soll ein Ort sein, an dem sich die Debatten der unterschiedlichen linken Strömungen (nicht nur der außerparlamentarischen) abbilden und bündeln und wo Interessierte gute Analysen und Hintergrundinformationen zu aus dieser Perspektive relevanten Themen finden. Wir wollen keinen ›Schreibtischblick‹ auf die sozialen Bewegungen werfen, sondern Auseinandersetzungen so führen, dass sie Gebrauchswert für die politische Praxis haben, eine Verständigung über die unterschiedlichen Standpunkte und ihre Prämissen organisieren.«

2011ff. Kein Vereinsblatt!

»Viele linke Zeitungen funktionieren jedoch genau wie ein Vereinsblatt begrenzter Milieus, für die sie berichten – das gilt sicher häufig auch für ak. Oder sie bieten Distinktionsgewinn, indem sie vorzugsweise negativ-abgrenzende Positionen einnehmen: Sie erklären, wie blöd alle anderen sind – und schaffen auf diese Weise Identität. (…) Unsere Arbeit verstehen wir als speziellen Beitrag zur Formierung einer außerparlamentarischen Linken in der Bundesrepublik.«

ak-Redaktion: Auf Reisen mit dem Papierflieger. Über sichtbare und unsichtbare Veränderungen bei ak und über eine Zeitung mit Gebrauchswert für Linke. (ak 566, 18.11.2011)

Vor genau zehn Jahren, im November 2011, folgte dann der lang ersehnte Relaunch, gestaltet von dem Hamburger Grafiker Andreas Homann, der die Wünsche der Redaktion in ein neues, »jüngeres« Erscheinungsbild umsetzte. ak 566, die erste Ausgabe im neuen Layout, erschien mit der Titel-Schlagzeile »Twittern reicht nicht«, das Schwerpunktthema waren »40 Jahre ak«, die »Rundumerneuerung einer kleinen linken Monatszeitung« und der »Mediengebrauch im Internetzeitalter«. In ihrem Beitrag kam die ak-Redaktion noch einmal auf die Ankündigungen vom Juni zurück, insbesondere auf das Schlagwort vom »politischen Gebrauchswert« der Zeitung. Auch die neue Struktur – die vier »Bücher« Politik (von oben), Bewegung, Gesellschaft, Thema – wurde politisch begründet. Zum neu eingeführten Gesellschaftsbuch hieß es: »Nichts ist politischer als der Alltag.« Deshalb gehe es auch darum, »an unserem Verständnis künstlerischer Auseinandersetzung und alltäglicher Handlungen zu arbeiten.«

In welchem Umfang die 2011 beschlossenen Vorhaben in den folgenden zehn Jahren umgesetzt wurden, ist vermutlich Ansichtssache. Gut zu wissen: Die häufig überforderte Redaktion neigt nicht zur Selbstzufriedenheit.

Jens Renner

war bis 2020 ak-Redakteur.

Thema in ak 677: Wir haben Geburtstag!

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