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|ak 717 | Lesen |Rezensionen: aufgeblättert

Umweltbewegung

Aufgeblättert: »Die Erste Generation« von Markus Brauckmann

Von Jens Renner

Schon der Titel zeigt die Richtung an: »Die Erste Generation. Wie der Kampf um die Umwelt begann«. Das richtet sich offensichtlich gegen die Letzte Generation und andere militante Aktivist*innen. Begonnen hat der Kampf um die Umwelt Markus Brauckmann zufolge 1971 im baden-württembergischen Wyhl, wo der Bau eines Atomkraftwerkes verhindert werden konnte. Bis 1985/86 übergeht der Autor die Aktionen der Anti-AKW-Bewegung dann allerdings mit Schweigen. Massenmobilisierungen 1977 in Brokdorf, Grohnde und Kalkar und die dort ausgeübte staatliche Gewalt kommen bei ihm nicht vor.

Befremdlich wirken auch die zwölf Kapitelüberschriften, die jeweils aus einer Jahreszahl, einem Ort und zwei bis drei Vornamen bestehen. Menschen wie du und ich? Von wegen. Im Jahr 1983 sind es »Christa (Nickels) & Marieluise (Beck)«, die den Kampf für die Umwelt repräsentieren sollen. Beide sind Bundestagsabgeordnete der Grünen, die im März 1983 erstmals in den Bundestag einziehen. Das war ein bedeutsamer Vorgang für das bundesdeutsche Parteiensystem, aber kein großer Sprung für die Umweltbewegung. Die fremdelte bald mit der selbsternannten »Ökopartei«, weil diese sich im Rekordtempo zähmen und in Regierungen einbinden ließ. Für Linke mit zeitgeschichtlichen Grundkenntnissen ist das Buch nichtssagend bis ärgerlich. Wer noch nie von Wyhl, Wackersdorf oder der Startbahn West des Frankfurter Flughafens gehört hat, mag hier Neues erfahren. Die Daten und Fakten finden sich allerdings auch auf Wikipedia – gratis und ohne Brauckmanns volkspädagogische Botschaft.

Markus Brauckmann: Die Erste Generation. Wie der Kampf um die Umwelt begann. DVA, München 2025, 395 Seiten, 25 EUR.