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Fußball & Politik

Aufgeblättert: »Die andere Geschichte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft« von Dietrich Schulze-Marmeling und Bernd-M. Beyer

Von Daniel Ernst

Jahrzehntelang wollte es der Deutsche Fußballbund (DFB) nicht wahrhaben: Im Fußball ist immer auch »Politik im Spiel«, so der Titel einer kritischen Geschichte der deutschen Nationalmannschaft, geschrieben von den ausgewiesenen Experten Dietrich Schulze-Marmeling und Bernd-M. Beyer. Nicht erst ab 1933 wehte »deutscher Volksgemeinschaftsgeist« durch Stadien und Funktionärsbüros. Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen blieb nach 1945 auch im DFB die personelle Erneuerung aus. Nach dem überraschenden Sieg im WM-Finale 1954 sangen die bundesdeutschen Fans, damals noch »Schlachtenbummler« genannt, im Berner Wankdorf-Stadion aus voller Kehle »Deutschland über alles«. Später differenzierte sich die Fankultur, und gegen die jahrelang in etlichen Bundesligastadien dominierenden Nazis organisierten sich junge Linke. Deren Verhältnis zur Nationalmannschaft allerdings blieb schwierig. Das beschreibt Nicole Selmer in ihrem Exkurs »Hybride Identitäten«. Ähnlich lesenswert wie Selmers Gastbeitrag ist der originelle Epilog der beiden Autoren, überschrieben »Berti Kohl und Angela Löw«. Darin geht es um Analogien und Berührungspunkte im Wirken von Bundestrainern und Kanzler*innen und um Einflüsse des Zeitgeists auf die Performance der deutschen Elitekicker. Die sind in dem Buch allesamt männlich. Eine Fortsetzung zur Geschichte der Nationalmannschaft der Frauen wäre wünschenswert. Und ergiebig: Denn bis 1970 hat der DFB Frauenfußball in seinem Geschäftsbereich schlicht verboten.

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