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Freiheit für Marlene und Matej

Unsere Autorin und ihr slowenischer Kollege sitzen im Irak in Haft

Von ak-Redaktion

zwei Porträtfotos, links eine Frau mit Schal, die zur Seite schaut, rechts ein Mann mit Schal und Sonnenbrille
Die Journalistin Marlene Förster und ihr slowenischer Kollege Matej Kavčič sind seit dem 20. April im Irak inhaftiert.

Unsere Autorin Marlene Förster und ihr slowenischer Kollege Matej Kavčič sind am 20. April im Irak an einem Militärcheckpoint festgenommen worden. Erst nach acht Tagen gab es Kontakt über die deutsche Botschaft zu Marlene, die mittlerweile in einem Gefängnis des Geheimdienstes in der irakischen Hauptstadt Bagdad in Einzelhaft sitzt. Einmal durfte eine Botschaftsmitarbeiterin sie besuchen. Zu Matej besteht bis heute kein Kontakt, auch er soll in dem Bagdader Knast eingesperrt sein. Da Slowenien keine eigenen diplomatischen Vertretungen im Irak hat, gibt es eine offizielle Anfrage an die deutsche Botschaft, die konsularische Betreuung für ihn zu übernehmen. Mitte Mai konnten Marlene und Matej zumindest kurz mit ihren Familien telefonieren.

Beide Journalist*innen arbeiteten im Sindschar-Gebirge an einem Filmprojekt über die Selbstverwaltungsstrukturen der jesidischen Bevölkerung, an der 2014 unter der Herrschaft des Islamischen Staates ein Genozid verübt worden war. Die Behörden werfen ihnen offenbar »Terrorunterstützung« vor. »Eine offizielle Begründung für die Inhaftierung gibt es bisher nicht«, erklärte der Unterstützer*innenkreis.

Die Festnahme der beiden Journalist*innen hatte zu scharfer Kritik von Presserechtsorganisationen geführt. »Mit der Festnahme dieser beiden engagierten jungen Medienschaffenden zeigen die irakischen Behörden, dass weder über die Situation der jesidischen Minderheit im Sindschar noch über die Aktionen der türkischen Streitkräfte in dieser Region etwas nach außen dringen soll«, sagte der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. Die NGO forderte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock dazu auf, sich für Marlene und Matej einzusetzen. Auch Anja Willmann, Gewerkschaftssekretärin bei der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union bei ver.di, machte auf die Kampagne Free Marlene & Matej aufmerksam. »Was sie getan haben? Ihre Arbeit! Bitte beteiligt Euch an den zahlreichen Aktionen, um ihre Freilassung zu erreichen«, erklärte die Gewerkschaft in einer Mitteilung.

Zahlreiche Menschen haben bereits an Solidaritätskundgebungen für die Freilassung von Marlene und Matej teilgenommen. Mitte Mai demonstrierten in Darmstadt rund 150 Freund*innen, Verwandte und Aktivist*innen. Anfang Mai, zum Tag der Pressefreiheit, fanden in Frankfurt am Main, Berlin, Potsdam und Marburg Proteste statt. Mehr als 2.000 Menschen haben zudem eine Online-Petition für die Freilassung der beiden Medienschaffenden unterschrieben. Die Eltern von Marlene, Lydia Förster und Michael Horst, forderten in einem Offenen Brief an Außenministerin Baerbock »vollen Einsatz« für ihre Tochter.

Marlene Förster ist seit Jahren eine geschätzte und engagierte Autorin von ak. Sie schreibt vor allem zu Konflikten im Nahen und Mittleren Osten sowie über Kurdistan. Wir fordern die sofortige Freilassung von ihr und Matej!