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Weimarer Rausch

Aufgeblättert: »Höhenrausch« von Harald Jähner

Von Nelli Tügel

Eine Erkundung kollektiver Gefühlslagen in den Jahren der Weimarer Republik – das verspricht Harald Jähner, früherer Redakteur der Berliner Zeitung, in seinem neuen Buch. Schon mit dem Vorgänger »Wolfszeit« über die Nachkriegsjahre war ihm ein Publikumserfolg gelungen. Nun also die Zwischenkriegszeit: Beginnend mit der Novemberrevolution 1918 erzählt Jähner in 14 Kapiteln von Anfang, Hochzeit und Ende der Weimarer Republik. Viele der Kapitel haben einen thematischen Fokus wie etwa Architektur oder Mobilität, hier kann man u.a. lernen, dass Walter Gropius eine negative Frauenquote an der Weimarer Bauhausschule von maximal einem Drittel durchsetzte, weil er fürchtete, es schade dem Ruf der Schule, dass dort zu Beginn mehr Frauen als Männer studierten. Eher selten geht es bei Jähner um Klassen, aber wenn – wie in dem Kapitel über den schnellen Anstieg von Angestelltenarbeitsplätzen in Büros und die zeitgenössische literarische Verarbeitung dieses Phänomens –, dann tröstet die Lektüre der entsprechenden Abschnitte allemal über beispielsweise die Lobgesänge auf den laut Jähner dramatisch unterschätzten Friedrich Ebert hinweg, den angeblich großen Mann von Maß und Mitte. Wer um solchen Humbug herum liest, wird durchaus gut unterhalten mit einem meist zügig geschriebenen Text. Aufgewertet wird das Buch zudem durch einige faszinierende Bilder wie etwa ein im Januar 1919 im Berliner Café Vaterland aufgenommenes Foto, das vier männliche Jugendliche zeigt, fast noch Kinder: Die Szene hält die Anwerbung von Freikorpssoldaten fest.

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