analyse & kritik

Zeitung für linke Debatte & Praxis

|ak 675 | Lesen |Rezensionen: aufgeblättert

Eltern von Queeren erzählen

Aufgeblättert: »Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht« von Lisa Bolyos und Carolina Frank

Von Kornelia Kugler

Das Buch »Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht« fragt, was es für Eltern bedeutet, ein Kind zu haben, das lesbisch, schwul, trans, inter, nonbinary oder queer lebt. Die Autorin Lisa Bolyos und die Fotografin Carolina Frank porträtieren dafür 18 Eltern, Großeltern und andere erwachsene Bezugspersonen queerer Kinder an verschiedenen Orten in Österreich. Die Interviewten erzählen nicht nur von ihrem und dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Coming Out ihrer Kinder, sondern auch ihre eigenen Lebensgeschichten. Eine Chirurgin, eine Kindergärtnerin, ein pensionierter Psychiater, eine migrantische Aktivistin, ein Bauer und ein Installateur sprechen über ihr Aufwachsen, ihre Vorstellungen von Erziehung, die Beziehung zu ihren Kindern und die Konflikte, Wünsche und Hoffnungen, die mit deren nicht-normativen Leben einhergehen. Auslöser für die Arbeit am Buch war für Bolyos und Frank eine Begegnung mit der aktivistischen Elterninitiative TERGO in Kiew, die Peer-to-Peer-Beratung für Eltern organisiert und für die Rechte ihrer Kinder kämpft. Dass sich dank der LGBTQI-Bewegung die gesetzliche Lage in Österreich in den letzten 50 Jahren verbessert hat, erleichtert auch familiäre Prozesse, so Bolyos und Frank. Die Eltern, die mit ihnen gesprochen haben (und deren Kinder mit den Gesprächen einverstanden waren), stellen ihre Lernprozesse zur Verfügung, um andere darin zu bestärken, die Queerness ihrer Kinder willkommen zu heißen.

Lisa Bolyos, Carolina Frank: Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht – Gespräche mit Eltern queerer Kinder. Achse Verlag, Wien 2021. 280 Seiten, 20 EUR.