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Arbeitszeitrechnung als Grundlage des Kommunismus

Aufgeblättert: »Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung« von der Gruppe Internationale Kommunisten

Von Christian Hofmann

Die Gruppe Internationaler Kommunisten (Holland) wollte sich nicht damit abfinden, die »Ökonomie des Kommunismus nur als eine Negation des kapitalistischen Systems darzustellen: kein Geld, keinen Markt, kein Privat- oder Staatseigentum«. In ihren »Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung«, die erstmals 1930 in deutscher Sprache erschienen, erklärten sie, warum die »Arbeitszeitrechnung« als ökonomische Grundlage zur Verwirklichung eines Kommunismus der freien und gleichen Produzentinnen notwendig ist. Dabei gingen sie der Frage nach, wie das Betriebsleben organisiert sein muss, damit die assoziierten Arbeiterinnen dieses selbst steuern und leiten können und warum dabei die Alternative von »Föderalismus oder Zentralismus« als ein »falsches Problem erscheint«. Ihre scharfe Anklage an der »Versklavung«, die sich in der jungen Sowjetunion entwickelte, beschränkt sich nicht auf die Machtbesessenheit und Parteidiktatur der Bolschewiki, sondern zeigt auf, warum deren ökonomische Vorstellungen ein System hervorbrachten, in welchem »jede individuelle Freiheit aufgehört hat und jeder nur den Anweisungen der Produktionsleiter folgen muss«. Mit der Neuauflage der »Grundprinzipien« erscheint nun erstmals die komplett überarbeitete und verbesserte Ausgabe dieses marxistischen Klassikers in deutscher Sprache. Genau zum richtigen Zeitpunkt für die neue Planwirtschaftsdebatte und die Diskussion, wie heute herrschaftsfreies, gesellschaftlich geplantes Wirtschaften im Einklang mit der Natur organisiert sein könnte.

Gruppe Internationaler Kommunisten: Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung. Red & Black Books, Hamburg 2020. 339 Seiten, 14,90 EUR.