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|Thema in ak 699: Alternativgeschichte(n) & vergessene Utopien

Reden, lachen, grübeln, (passiv) rauchen

Wenn ich bei ak geblieben wäre …

Von Bilke Schnibbe

Man sieht zwei Hände, in die viele Zigaretten geklemmt sind, die ein Herz bilden.
Illustration: Donata Kindesperk

Oktober 2023, das war meine letzte Produktionswoche bei ak. Nach gut dreieinhalb Jahren habe ich die Redaktion verlassen. Traurig. Eigentlich soll es um alternative Zukünfte gehen, ich schwelge trotzdem kurz in der Vergangenheit: März 2020, meine erste Produktion im ak-Keller. Und vorerst auch meine letzte: ab April ging es ins Home Office. Von da an sah ich die süßen Gesichter meiner neuen Genoss*innen erstmal nur in Pixeln. Die ersten Monate waren verwirrend. Nicht zuletzt, weil das Produktionssystem von der mir unbekannten, sogenannten »Tütenwirtschaft« (ak …) auf eine allen unbekannte, immer noch Tütenwirtschaft aber mit Rumtelefonieren umgestellt wurde. In Monat fünf leistete ich mir dann meine vermutlich mutigste Artikelbebilderung. Es kam zum Jan Fedder vs. Jan Feddersen-Eklat (ak …). Mit der Zeit lernte ich sie auch außerhalb des Internets kennen: das ak-Kollektiv und seine Freund*innen. Sie sind auch in echt ganz süß.

Hätte ich nicht noch einen anderen Job als Psychotherapeut in eigener Praxis, wäre ich geblieben. 

Dann wäre ich auch diesen Monat nach Hamburg gefahren und hätte einen Artikel durchgedrückt zur Frage, ob Helene Fischer lesbisch ist. Ich meine, erst dieser Song mit Kerstin Ott und jetzt mit Shirin David bei Wetten, dass..? Ich kannte mal einen, der hat Helene Backstage getroffen und meinte, sie sei ein sehr netter Mensch und definitiv hetero. Aber der war selbst ein heterosexueller Mann, und naja, was wissen die schon. 

Wenn ich noch in der Redaktion wäre, würde ich auch diesen Monat mit Menschen in einem Eimsbütteler Souterrain sitzen, reden, lachen, grübeln und (passiv) rauchen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Es ist nicht selbstverständlich, mit Leuten organisiert zu sein, die unterschiedliche politische Haltungen vertreten und trotzdem konstruktiv und radikal miteinander diskutieren können. Dass das geht, macht mich hoffnungsvoll, trotz und angesichts der vielen schrecklichen Dinge, die auf der Welt passieren.

Bilke Schnibbe

war bis Oktober 2023 Redakteur*in bei ak.

Thema in ak 699: Alternativgeschichte(n) & vergessene Utopien

Schnipselcollage mit dem Schriftzug "Was wäre wenn..."
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