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|ak 718 | Lesen |Rezensionen: aufgeblättert

Ernst Toller

Aufgeblättert: »Ernst Toller« von Veronika Schuchter

Von Sebastian Klauke

Veronika Schuchter ist bereits mit Veröffentlichungen und Editionen zu Ernst Toller in Erscheinung getreten. Sie legt nun eine neue, umfassende, mitreißend geschriebene Biografie über den Revolutionär, Schriftsteller und politischen Aktivisten um die Münchner Räterepublik 1919 vor und zeichnet all diese Aspekte seines Lebens nach. Vor allem der politische Denker und Kommentator Toller kommt stark zur Geltung, insbesondere, wenn es um seinen Kampf gegen den Faschismus und Nationalsozialismus geht. Dort, wo es keine Quellen und Belege gibt (sei es bspw. zu seinen Beziehungen oder seinen gesundheitlichen Zuständen und politischen Aktivitäten), benennt sie die Lücken und verweigert sich transparent jeglicher Spekulation; vorhergehende, weniger sorgfältige Veröffentlichungen zur Person werden diesbezüglich ohne Getöse entlarvt. Das Buch endet mit seinem Tod – das Nachleben und die posthume Rezeption werden nicht eigens behandelt, sind aber zuvor schon eingeflochten. Die Darstellung erfolgt konventionell entlang der Chronologi Kindheit, Jugend und Studium, seine Zeit als Soldat und Revolutionär, wie er während seiner Gefangenschaft von 1919 bis 1924 endgültig zum Dramatiker wird, 1933 ins Exil, zunächst nach England und ab 1936 in die USA, gezwungen ist und sich dann im spanischen Bürgerkrieg engagiert. Es ist das eindringliche Porträt eines rastlosen Menschen. Ein Personenregister, das von seinen vielen, breit gefächerten Verbindungen zeugt, rundet den Band ab.

Veronika Schuchter: Ernst Toller: Revolutionär, Schriftsteller, Antifaschist. Eine Biografie. Wallstein Verlag, Göttingen 2025. 413 Seiten, 36 EUR.