Rechte Mitte
Aufgeblättert: »Rechts, wo die Mitte ist« von Thorsten Mense und Judith Goetz
Von Maike Zimmermann
Die extreme Rechte hat sich leider sehr erfolgreich modernisiert. Das zeigen nicht zuletzt die hohen Wahlergebnisse der AfD. Sie ist parteiförmiger Ausdruck einer politischen Strategie, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter entwickelt hat. In dem Sammelband »Rechts, wo die Mitte ist« gehen die Autor*innen verschiedenen Aspekten dieser Modernisierung nach und fragen, wie sich dies ins Verhältnis zur Politik der Mitte setzen lässt. In den Beiträgen wird deutlich, wie weit die Normalisierung extrem rechter Personen und Positionen bereits fortgeschritten ist. Hinzu kommen Vertiefungen: zur sozialen Frage oder zum Antifeminismus, aber auch zu Social-Media-Strategien oder dem Verhältnis zum Verfassungsschutz. Unter »Angreifen für Deutschland« wird zwar am Beispiel Bayern gezeigt, wie der Angriff von rechts funktioniert, aber hier wäre ergänzend ein Blick nach Ostdeutschland hilfreich gewesen. Enttäuschend ist das Kapitel »Perspektiven«: Es erschöpft sich in einem Gruppengespräch mit verschiedenen Antifas, das vor allem eines zeigt: Politik wird hier nahezu ausschließlich in Demos, Aktionen und Blockaden gedacht – und da diese offenbar keine Wahlergebnisse ändern, herrscht Ratlosigkeit. Dabei müssen wir uns die Strategien der extremen Rechten doch gerade deswegen anschauen, um zu erkennen, wie und wo wir sie durchkreuzen können. Für ersteres liefert das Buch viele kluge Ideen, an zweiteres müssen wir wohl nochmal ran.
Thorsten Mense, Judith Goetz (Hg.): Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus. Unrast, Münster 2024. 320 Seiten, 19,80 EUR.