analyse & kritik

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|ak 676 | Alltag |Reihe: Komm bitte!

Komm bitte, komm bitte!

Von Kuku Schrapnell

Ein Pfirsich ist zu sehen
Lässt Ananas Genitalien wirklich besser schmecken? Und warum sehen so viele Obstsorten eigentlich so verboten sexy aus? Diese und andere juicy Themen bespricht Kuku Schrapnell in ihrer ak-Kolumne »Komm bitte«. Foto: Charles Deluvio/unsplash

Was folgt logischerweise auf »Geh bitte«, eine Kolumne, in der es darum geht, dass – nun ja – alle gehen sollen? Komm bitte! In mir, auf mir, an mir, mit mir, um kurz meine Sprechposition als schwule Sex-Kommunistin (wie Carrie Bradshaw nur anders) klar zu machen. Kommen ist unzweifelhaft einer der schönsten Teile von Sexualität. Aber eben nur ein Teil und natürlich nicht das Ziel. Weder muss es das Ende von Sex markieren, noch muss Sex so lange gehen, bis alle Beteiligten gekommen sind. Alles andere würde auch Gefahr laufen, schrecklich langweilig, oder, noch schlimmer, unglaublich anstrengend zu werden.

Gerade nach Techno-Partys scheinen so einige cisgeschlechtlichen Typen so ihre Probleme zu haben, ihr Sperma in der Welt oder mir zu verteilen. Zum Glück kann ich als ausgebildete Pädagogin und Agitatorin mit viel Einfühlungsvermögen den Druck aus der Sache nehmen. Sätze wie, »Dabei sein ist alles«, »Der Weg ist das Ziel« oder »Alles kann, nichts muss«, können wahre Wunder wirken. Dazu kommt noch die ganze Bandbreite des Quatsch-Machens mit dem Orgasmus: Sei es das möglichst lange Herauszögern beim Edging oder der Ruined Orgasm, bei dem kurz vor dem Kommen, keine Stimulation mehr stattfindet, um den Orgasmus, naja, zu ruinieren halt.

Worauf ich hinaus will, ist: Orgasmen kommen und gehen oder lassen sich manchmal auch gar nicht blicken und das kann schön oder frustrierend oder Teil der eigenen Sexualität sein. Aber gerade da, wo wir Sexualität mit anderen teilen, gibt es viel Fun, den man verpasst, wenn es immer nur ums Kommen geht. Ich für meinen Teil kann mich stundenlang mit nackten Körpern beschäftigen und habe den größten Spaß meines Lebens, ohne dass ich mich auch nur ansatzweise in die Nähe eines Orgasmus begebe.

Oder ich kann kurz im Club mit jemandem auf der Toilette verschwinden, um danach zwar glücklicher, aber auch ohne gekommen zu sein, wieder auf der Tanzfläche zu stehen. Sorry an dieser Stelle an alle, die wirklich auf Klo mussten, aber die drei Typen, die nur auf eine Nase Koks in die Kabine daneben gehen wollten und jetzt seit drei Stunden das Verhältnis von Wert und Preis bei Marx diskutieren, sind definitiv schlimmer als ich und mein Plus Eins.

Es gibt viele Arten zu kommen und noch mehr Arten, überhaupt Sex zu haben. In »Komm bitte« wird es nicht darum gehen, diverse Praktiken vorzustellen, in der Hoffnung, dass ein paar Linke mal was anderes als die Missionarsstellung ausprobieren. Nein, Sex ist politisch und zu allem, was politisch ist, hat eine schwule Kommunistin wie ich natürlich eine Meinung.

Warum BDSM gut und Uniformen nicht immer fragwürdig sind, was die wahre klassenkämpferische Haltung zu Sexarbeit ist, ob Ananas die Genitalien wirklich besser schmecken lässt und wie es um das Privatleben von Marx und Engels tatsächlich bestellt war. Das und mehr gibt es ab jetzt auf der Seite 2 von analyse & kritik. Kommt doch einfach mit. Und um meinem Bildungsauftrag gerecht zu werden: Ananas hilft gar nicht!

Kuku Schrapnell

ist neben ihrem neuen Job als schwule Sex-Kommunistin auch Trans-Aktivistin, gut aussehend und Wahl-Ostdeutsche.